Ach Lger, warum bist du nicht schon viel früher diesem Forum beigetreten? Wie sind wir denn bisher ohne dich, und deine hochwissenschaftlichen Erklärungen nur ausgekommen? Und wie viele Anlagen sind jetzt im Nachhinein betrachtet falsch installiert, oder werden falsch betrieben?
Ich jedenfalls muss meine 4 Anlagen wieder demontieren, und nach deinen wissenschaftlichen Erklärungen neu installieren, und auch so betreiben.
Fehler 1. Bei meiner Planung habe ich überhaupt nicht an die Entropie gedacht. Blöd, wie ich nun mal bin, benutzte ich die Formel "Pi mal Daumen". Anbei nur einige deiner Erklärungen, welche natürlich zur einer korrekten Planung und Leistungsauslegung unabdingbar sind.
Lger hat geschrieben: ↑04.10.2019, 11:06Nachdem ich mich von einer youtubigen Verwendung des Begriffs der Entropie distanziert habe, will ich auch hiezu meinen Senf reindrücken:
Entropie ist ist eine wesentliche thermodynamische Variable, die vor allem bei nicht-reversiblen Prozessen eine unvermeidliche Rolle spielt. Selbstverständlich kann man ein physikalisches System mit unterschiedlichen (konjugierten) Sätzen von Variablen beschreiben, die nicht alle die Entropie notwendigerweise enthalten, und außerdem beruhen viele technisch verwertbare Prozesse (wie eben Kälte-Maschinen) auf (näherungsweise) reversiblen Prozessen, wo die Entropie-Änderung in diesem Teilsystem null ist.
Die Entropie ist sicher nicht so zugänglich wie wie Variablen Temperatur/Druck/Volumen, aber die Thermodynamik bietet noch viele andere, fein differenzierte Begriffe, die nicht alle unmittelbar zugängig sind (z.B.: Helmholtz Energie, Gibbs Energie, Enthalpie), aber ich würde eher sagen, dass KÄLTE nichts mit Thermodynamik zu tun hat, als dieses von der Entropie zu behaupten.
Es ist schade, dass gewisse bildungsferne Kreise sich nicht über Aufklärung freuen, sondern sich berufen fühlen, diese zu bekämpfen.
Fehler 2. Dämpfung. Da war ich ebenfalls so blöde und habe einfach die Dämpfer verbaut, die der Wandkonsole beilagen. Erst durch deine Erklärung bin ich nun in der Lage, die für meine Anlage bestens geeigneten Dämpfer zu berechnen, und durch einen Fachbetrieb herstellen zu lassen.Lger hat geschrieben: ↑08.10.2019, 09:38
Wie ich schon schrieb kann ich leider keine gute Erklärung für die Entropie liefern, aber ich glaube, dass ich zum "wirklich benötigen" einen bereits angeführten Gedanken hervorheben sollte.
Es gibt mehrere Arten, die Katze zu häuten. Die Physik erklärt nicht die Welt, sondern beschreibt sie nur, und gibt mehr als ein Modell, welches das leistet. Es ist nicht wahr, dass ein geozentrisches Weltbild falsch und ein heliozentrisches richtig ist. Die Epizyklen im ersten sind genauso gute Näherungen an die realen Planetenbahnen wie die Ellipsen im zweiten, und der Unterschied liegt im frei wählbaren Bezugspunkt. In der Thermodynamik ist es analog. Das thermodynamische Verhalten der Stoffe (die "Bahnen") kann mit unterschiedlichen Variablensätzen beschrieben werden und mit geeigneten Transformationsgleichungen kann man diese jederzeit wechseln. Wenn ich die Standard-Entropie nicht mag, kann ich sie auf die KPK-Entropie, oder auf andere geeignete Variablen umrechnen, und schon ist die Standard-Entropie durch etwas anderes ersetzt - nicht mehr wirklich notwendig.
Anmerkung: KPK, der Karlsruher-Physik-Kurs, ist ein -mittlerweile aufgegebener(2013?)- Versuch, die weltweiten Standards der Spitzenphysiker durch solche zu ersetzen, die die sog. Fachdidaktikter in Deutschland für den Unterricht in der Sekundarstufe 2 als geeigneter angesehen haben. W. Maurer, ein Saurier (Artensterben!) der KPK-Szene, verwendet die inkompatiblen KPK-Begriffe in einer Ingenieur-Schule mit Freiheit der Lehre, ich bin schon mit den Standard-Begriffen ziemlich überlastet.
Fakt ist, dass technisch verwertbare Prozesse mehrheitlich aus oft wiederholten, (zumindest annähernd) zyklischen ([:Verflüssigen - Verdampfen:]) und damit reversiblen Teil-Prozessen zusammengesetzt sind. Die Entropie-Differenz (End- minus Anfangs-Entropie des Systems) jedes dieser Teilprozesse ist null in jedem Punkt eines durchlaufenen Zyklus, was von außen betrachtet wie "Entropie spielt keine Rolle" in alltäglichen Prozessen aussehen kann. Ich glaube es ist korrekt, zu sagen, dass eine nicht verschwindende Entropiedifferenz eine Irreversibilität eines Prozesses belegt, aber auch irreversible Prozesse können Entropiedifferenz null haben. Die Verknüpfung von Entropie mit "Chaos" ist journalistische Lyrik, der alltägliche Begriff "Ordnung" ist nur metaphorisch auf die Verhältnisse der "Statistischen Mechanik" übertragbar: Die Aussage über den Ordnungsgrad von Gummi-Schnürl-Fasern auf molekularem(!) Niveau ist (nachgewiesenermaßen) korrekt, aber liegt mir dennoch nicht sehr nahe.
@ dex: Danke für die Q/T!
Fehler 3. Bedienung. Auch hier betreibe ich meine Anlagen falsch. Zum kühlen wähle ich den Modus "Cool", zum heizen den Modus "Heat". Erst deine Erklärungen haben mich dazu veranlasst, vor dem betreiben der Anlagen mich intensiv mit den Räumlichkeiten, und den dazugehörigen physikalischen Eigenschaften zu beschäftigen.Lger hat geschrieben: ↑25.11.2019, 10:09Der Begriff Federdämpfung ist eine Kombination aus zwei fundamental unterschiedlichen physikalischen Begriffen.Der hier abgebildete Bauteil zeigt hauptsächlich eine Feder und als Dämpfung kommt nur die dünne Gummi(?)-Platte unter dem unteren Flansch und die Ahnung(?) einer Filzschicht zwischen Feder und oberer Scheibe in Frage. Solche Bauteile suggerieren oft mehr Dämpfung als sie faktisch zu leisten im Stande sind. Die Dämpfung einer solchen Anordnung wird nur für extreme Vibrationen wirksam, kann aber z.B. Körperschall kaum Dämpfen. Ich hoffe für alle Klimas, dass sie diesen Federhub nicht ausnützen! Eine gute Dämpfung sollte imho eher wie ein Gummifuß aussehen.
- Federung ist eine (Rückstell-)Kraft, die ~proportional zum Abstand von einer Position auf einen Körper wirkt.
- Dämpfung ist eine Kraft, die in Abhängigkeit von seiner Geschwindigkeit auf einen Körper wirkt.
Federn können auf einfache Weise lokale Bewegungen abfedern, werden aber dabei zu Schwingungen (periodische Bewegungen) angeregt, die ihrerseits mit Dämpfern gedämpft werden. Eine Feder leitet eingekoppelte Energie (fast) verlustlos weiter, die Energie der Vibrationen muß im Dämpfer zu Wärme "vernichtet" werden. Eine Feder alleine bewirkt nur eine Phasenverschiebung der Schwingungen, der Dämpfer ist das Wesentliche für die Energie-Ableitung.
Als bekanntes Beispiel: Die im Autobau bekannten McPherson-Federbeine bestehen aus einer Spiralfeder und einem axial untergebrachten, hydraulischen Dämpfer, der die Schwingungen der Feder dämpft und mißverständlich "Stoßdämpfer" (statt Schwingungsdämpfer) genannt wird. Die Qualität der Aufhängung eines Autos (sportlich hart vs. Pupperlhutsche) hängt an der Abstimmung von Feder- und Dämpfungs-Charakteristik. Oft werden auch ähnlich aussehende Gasdruckfedern (gedämpfte Federn, z.B. bei Heckklappen) fälschlich als Stoßdämpfer bezeichnet.
Edit: Typo
Wie du siehst, ein Fehler nach dem anderen, welche ich nun dank deiner Hilfe korrigieren werde. Das jedoch alle vier Anlagen einwandfrei funktionieren führe ich in diesem Fall dem Glücksfall zu.Lger hat geschrieben: ↑02.12.2019, 14:14Es gibt keine dummen Fragen, außer vorsätzlich so gestellte, die dann manchmal als rhetorisch gepimpt werden, nur dumme Antworten.
Wenn man einen Raum (ein fixes Luftvolumen) von einer anderen Temperatur auf eine bestimmte Temperatur (z.B 22°C) bringen will, so dauert das mit auf 22°C temperierter Umluft unendlich lange. Um in einem endlichen Zeitintervall fertig zu werden, muß man zum Heizen eine höhere (z.B. 24°C) und zum Kühlen eine tiefere (z.B. 20°C) verwenden. Mit einer höheren Differenz zur Soll-Temperatur ist man mit der Temperierung schneller fertig, der Preis dafür sind lokal und temporär größere Abweichungen von der Zieltemperatur, bis sich das Gleichgewicht eingestellt hat. Klarerweise bemerkt man (abgesehen von allen persönlichen Präferenzen) den Unterschied von 24°C als mollig warm im Vergleich zur kalten Zugluft mit 20°C. Ich frage mich, ob (auch neue!) Heim-Klima-Geräte mit 20°C Ausblas-Temperatur (bei 22°C Ansaugluft) arbeiten können, oder da schon längst im Takten sind.
Man kann beliebig komplexe Regelalgorithmen für den zeitlichen und thermischen Ablauf der eingebrachten Kühl-/Heiz-Energie einsetzen, ein notwendiger Unterschied zwischen Heiz-Temperatur und Kühl-Temperatur bei gegebener Zieltemperatur bleibt erhalten. Erschwerend kommt dazu, dass dieser Unterschied mindestens die Summe aus den notwendigen Schalthysteresen, wie von Alexander470815 beschrieben, des reinen Kühl- bzw. Heiz-Betriebs des jeweiligen Klima-Geräts beträgt. Es wird auch nicht besser, wenn man andere Meßstellen (z.B. "I feel" in der FB) einsetzt. Für mich ist die Konsequenz in Übergangszeiten: Abschalten und Resilienz stärken.
Ich kann mir eigentlich im Normalbetrieb keinen Verzicht auf einen Automatik-Modus vorstelle, Verbesserungen (feinere Einstellungen, Beeinflußung der Regelcharakteristik, ...) schon. Aber wer will so etwas kompliziertes?
Aber gleich viermal Glück?
Gruß
Nobsi